Der Handharmonika-Club (HHC) Deckenpfronn e.V. besteht seit dem Jahr 1936. Seither ist er ein fester Bestandteil des Vereinslebens von Deckenpfronn.
Der Verein hatte jedoch zwei Phasen in seiner Geschichte, in denen die Vereinstätigkeit teils vollständig ruhte: zum einen während des Zweiten Weltkriegs und zum anderen in den 1960er Jahren. Diese Phasen konnten jedoch gemeistert werden, so dass sich der Verein heute wieder über konstante Mitgliederzahlen und viele Aktivitäten freuen kann.
Zu diesen gehören, neben den regelmäßigen Proben, auch viele Auftritte, Wertungsspiele, Ausflüge und (traditionelle) Festivitäten, wie die "Sichelhenke" oder der "Musik- und Theaterabend", die der Verein veranstaltet.
Darüber hinaus bieten unsere Musiklehrer einen abwechslungsreichen und soliden Unterricht, der es den Schülern auch ermöglicht, alleine, also nicht nur im Orchester, aufzutreten. Dadurch können unsere Schüler an Landesmusiktagen und anderen Wettbewerben teilnehmen.
Für die Jugend werden Unternehmungen wie zum Beispiel Schlittschuhlaufen oder der Besuch eines Freizeitparks und andere Ausflüge organisiert.
Durch diese Unternehmungen verstärkt der Verein seinen Zusammenhalt, der das lange Vereinsbestehen überhaupt erst möglich macht.
Die langjährige Vereinsgeschichte findet in einem außergewöhnlichen Archiv mit mehreren hundert Bildern und Dokumenten ein würdiges Andenken.
Momentan besteht der HHC aus einem 1. Orchester und einem Schülerorchester, der Vorstandschaft und dem Ausschuss, sowie vielen passiven Mitgliedern.
Am 12. Dezember 1935 wurde auf Anregung von Jakob Röhm im Deckenpfronner Gasthaus Lamm eine erste Besprechung abgehalten, bei der es um die Gründung eines Handharmonika-Clubs ging. Die eigentliche Gründungsversammlung fand schließlich am 14. Januar 1936 im Gasthaus "Krone" statt. Der erste Vereinsleiter wurde Jakob Röhm. Bei dieser Versammlung schlossen sich 17 junge Männer dem Verein an.
Das anfängliche Liedgut beschränkte dich damals vor allem auf Volksmusik, also Ländler, Polkas und Märsche. Gespielt wurde auf Hochzeiten, Vereins- und Tanzveranstaltungen ebenso wie auf festlichen und traditionellen Anlässen. Der aus Nagold stammende Alexander Heimacher wurde der erste Dirigent der Vereinsgeschichte. Sein Nachfolger, Helmut Spieth aus Sindelfingen, kam ein Jahr später: 1937.
Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges kam es zu immer mehr Beeinträchtigungen in der Vereinsarbeit. Dies lag vor allem daran, dass Spieler zum Arbeitsdienst oder zur Wehrmacht einberufen wurden. Dennoch konnten zumindest in den ersten Kriegsjahren noch einige Kameradschafts- und Kappenabende durchgeführt werden.
Nach Beendigung des Krieges kehrten leider nicht alle Mitglieder nach Hause zurück. Aus diesen Gründen ruhte die Vereinsarbeit von 1942 bis 1947. Entsprechend liegen aus dieser Zeit auch keine Aufzeichnungen vor. Nach Kriegsende wurde jegliche musikalische Vereinstätigkeit durch die Besatzungsmächte untersagt. Die französische Besatzungsmacht erteilte jedoch am 14. Februar 1947, fast genau 11 Jahre nach der Erstgründung des Vereins, die Genehmigung zur Gründungsversammlung eines Handharmonikavereins.
Diese Wieder-Gründungsversammlung fand am 24. Februar 1947 erneut im Lamm statt und wählte Jakob Röhm als Vereinsleiter, Richard Bürk als Kassier und Wilhelm Aichele als Schriftführer.
In den folgenden Jahren entwickelte sich der HHC recht gut. Es bildete sich eine rege und erfolgreiche Vereinstätigkeit aus, die bei vielen örtlichen und auswärtigen Veranstaltungen gezeigt wurde.
Mit einem Festzug am 8. Juli 1951 unter der Leitung von Ernst Süßer konnte das 15-jährige Jubiläum gefeiert werden. 15 Gastvereine nahmen an diesem Festzug teil.
Auch der Leistungsstand des Vereins stieg in beachtlichem Maße, so dass fast jährlich an Wertungsspielen teilgenommen werden konnte, auf denen hervorragende Erfolge erzielt wurden.
1960 folgte dann allerdings der zweite Einbruch der Vereinsgeschichte. Viele Spieler fehlten, da sich einige aus Altersgründen, andere aus beruflichen Gründen immer mehr zurückzogen. Auch bestand seit Jahren akuter Nachwuchsmangel. Darüber hinaus war der damalige Dirigent Bonwetsch stark anderweitig beansprucht. Dies führte zu einem Erliegen der Orchesterarbeit innerhalb kürzester Zeit.
Nach fast zehn Jahren Pause beschloss man dann auf einer Versammlung am 24. Mai 1970 den Verein unter der Leitung von Arnold Schneider wieder aufleben zu lassen. Wendelin Schuh hatte bereits im September 1969 mit 26 überwiegend jungen Spielern den Spielbetrieb wieder aufgenommen und somit einen Grundstein für das Wiederaufleben des Vereins gelegt.
Der Verein wuchs wieder und konnte an ehemalige Leistungen anknüpfen. Dem taten auch diverse Wechsel der Dirigenten und Vorstände keinen Abbruch: Nach elfjähriger Vorstandstätigkeit übergab Arnold Schneider 1981 sein Amt an Dieter Seiler.
Günther Stoll aus Ehningen leitete vom 1. Januar 1975 an die Orchester des Vereins. Sein Nachfolger wurde 1984 Helmut Huber, bevor dann 1985 Peter Blazicek und wieder ein Jahr später, am 1. Mai 1986, Andrea Seiler - als erste Frau - den Dirigentenstab übernahmen.
Nur wenige Dirigenten können solch eine lange und konstante Tätigkeit bei ein und demselben Verein vorweisen, wie Andrea Seiler: 24 Jahre lang leitete sie die musikalischen Geschicke der HHC-Orchester. Dafür wurde sie bereits vom DHV, dem Deutschen Harmonika Verband, geehrt und die meisten der heutigen Spielerinnen und Spieler verdanken ihr eine ganz hervorragende musikalische Ausbildung. Andrea Seiler ist bis heute als Musiklehrerin für unseren Verein tätig.
Am 26. und 27. April 1986 wurde das 50-jährige Vereinsbestehen in der Gemeindehalle Deckenpfronn mit einem großen Festprogramm gefeiert.
"Musik ist Trumpf" hieß es am 26.04.1986 zum 50jährigen Jubiliäum des HHC Deckenpfronn
Bis zum Oktober 1987 hatte der Verein keinen eigenen Vereinsraum. Die Einweihung des Bürgerhauses "Zehntscheuer" änderte dies: Mit der "Hopfenstube" hatte der Verein seinen eigenen Raum und ein langgehegter Wunsch ging in Erfüllung. Der HHC brachte viele Arbeitsstunden in den Umbau mit ein. Dies verdanken wir einigen engagierten HHC-Aktiven.
Der Aufschwung des Vereins machte sich auch in vielerlei Aktivitäten und Wertungsspielen bemerkbar. Viele davon sind inzwischen längst Dorf-Tradition und nicht mehr aus Deckenpfronn wegzudenken:
Die "Musik zur Kaffeestunde", ursprünglich den Jubilaren vorbehalten, wurde am 31. März 1990 zum "Musik und Theaterabend". Der "Musik und Theaterabend" findet jedes Frühjahr statt. Er ist eine Mischung aus einem Frühjahrskonzert, bei dem unsere Orchester ihr Können demonstrieren, und einem Theaterauftritt. Das Theater wird von unserer eigenen Theatergruppe, bestehend aus aktiven und passiven Mitgliedern des Vereins, in echt schwäbischer Mundart einstudiert und aufgeführt. Der Bekanntheitsgrad erstreckt sich weit über die Grenzen Deckenpfronns.
Den einmaligen Besuch der Stadt Dresden, anlässlich des Partnerschaftstreffens vom 21. bis 23. Mai 1994 in Weißenberg / Sachsen, ließ sich der HHC natürlich nicht entgehen.
Auftritt des 1. Orchester im Mai 1994 in Weißenberg
Ein Highlight der 90er Jahre war die Teilnahme des 1. Orchesters am 19. November 1995 beim Wertungsspiel in Weissach. Es wurde der 1. Platz mit der Note "hervorragend" erreicht.
Bereits am 22. / 23. April 1973 wurde die traditionelle "Sichelhenke", ursprünglich ein Fest zum Ende der Ernte, wenn "die Sichel aufgehängt wird", wieder ins Leben gerufen. Zuerst fand diese in der Halle der Firma "Kälte-Dongus" statt. Heute hat dieses Fest seinen festen Sitz vor den Toren der Zehntscheuer und findet am letzten Sommerferien-Sonntag unter freiem Himmel statt. Das besondere Highlight dieser Veranstaltung ist sicherlich der Deckenpfronner „Zwiebelsteckling“, der den ganzen Tag frisch aus dem Backhaus kommt. Dort wird er, ohne Backblech, auf dem heißen Stein gebacken wird.
Mit den Jahren hatte sich nun auch das Repertoire des Vereins geändert. Heute findet man viele Musikrichtungen und -stile vor: Jazz, Volksmusik, Musicalmusik, Oldies und aktuelle Filmmusik sind nur einige davon. Selbst vor Hardrock (z.B. Highway to Hell und Smoke on the Water) machen die Orchester keinen Halt.
Das "Winterkonzert", ehemals "Stuhlreihenkonzert", läutet kurz vor Weihnachten einen besonderen Jahresabschluss ein, bei dem man sich gut auf die Weihnachtstage einstimmen kann. Das Ambiente der Zehntscheuer ist bestens dafür geeignet die Jahresarbeit der Orchester Revue passieren zu lassen. Eine Beamer-Show unterstreicht seit bereits seit vielen Jahren die musikalischen Eindrücke.
Am 27. / 28. April 1996 wurde das 60-jährige Jubiläum wiederum in der Gemeindehalle mit zweitägigem Festprogramm gefeiert, ebenso wie 10 Jahre später das 70-jährige Jubiläum im Frühjahr des Jahres 2006. Damaliger Vorstand war Stephan Wick, der Dieter Seiler nach fast 25-jähriger Vorstandschaft abgelöst hat. Dieter Seiler ist heute ebenfalls Ehrenvorstand des Vereins. Noch einmal 5 Jahre später, im Jahr 2011 konnte das 75-jährige Vereinsjubiläum gefeiert werden. Obwohl die meisten Orchester-Spieler weiblich sind (warum eigentlich?) hatten wir mit Jessica Poser erstmals auch einen weiblichen Vorstand.
Die große Anzahl Ehrungen für langjährige aktive und passive Mitgliedschaft zeigt die Treue der Mitglieder zum HHC - darauf sind wir stolz. In den vergangen Jahren wurden viele Erfahrungen gesammelt, an denen viele Menschen beteiligt waren. Für deren Engagement und Einsatzbereitschaft möchten wir uns an dieser Stelle auch bedanken.
Festwagen schmücken für den Kinderfestumzug zur 925-Jahrfeier am 17.07.2000
Im Herbst 2011 erfolgte wieder ein Dirigentenwechsel: Nach Alexander Vasilenko übernahm Sergej Riasanow die HHC-Orchester.
Sergej Riasanow zeigte uns immer wieder mit sehr bildlichen Erklärungen, wie auch erfahrene Spieler noch mehr Gefühl in die Musik bringen können. Weil dabei auch die gute Laune definitiv nicht zu kurz kam, stieg das musikalische Niveau zusammen mit der Zahl der aktiven Spieler erfreulich an.
Im Januar 2015, wurde die Vereinssatzung grundlegend renoviert. Als wichtigste Änderung wurde der Vorstand durch ein fünfköpfiges Vorstandsteam ersetzt.
Seit Frühjahr 2018 heißt unser neuer musikalischer Leiter Ulrich Münnich. Er war schon vor seinem Antritt kein Unbekannter, da er uns schon mehrmals als Dirigent ausgeholfen hat und auch das Jugendorchester in Kooperation mit dem HCK Kuppingen dirigiert. Er leitet nicht nur alle drei Orchester, sondern bietet auch Unterricht an.
Unsere Musiklehrer studierten beide in Trossingen und bieten auf dieser Basis einen soliden Unterricht, der dem Alter und dem Können des jeweiligen Kindes angepasst ist. Der Verein bietet Schnupperkurse und Informationsveranstaltungen dazu.
Der HHC versucht immer wieder neue Wege zu gehen, aber auch sein bisheriges Angebot zu erhalten oder sogar auszubauen. Bei Anregungen hierzu können Sie gerne Kontakt mit uns aufnehmen.
ik